Stauseen und Umsiedlungspolitik im Alpenraum nach 1918 - zwischen Teilhabe und Ausgrenzung peripherer Gesellschaften.

  • Berman, Piotr (PI)
  • De Pretto, Sebastian S. (PI)

Project: Research project

Project Details

Description

Das Projekt untersucht die Geschichte des Stauseebaus in der transnationalen Makroregion des Alpenbogens nach 1918. Die Studie knüpft hierfür an eine breite Forschungsliteratur über Wasserkraftwerke in anderen Kontinenten und Ländern an. Neben umwelt- und sozialhistorischen, netzwerkanalytischen sowie geopolitischen Publikationen zu den USA interessierte sich die Historiografie bisher vornehmlich für spät- und postkoloniale Räume. Über den Ausbau der Hydroelektrizität in den Alpen wurden vor allem länderspezifische Fallstudien durchgeführt. Länderübergreifend wurde der Alpenbogen hingegen nur vereinzelt und überwiegend wirtschafts- und umwelthistorisch erforscht, ohne dabei nach den Handlungsspielräumen direkt betroffener Siedlungsgemeinschaften zu fragen. Nachholbedarf besteht hinsichtlich eines transnationalen Ansatzes, der sich der Sozialgeschichte des Stauseebaus in den Alpen annimmt und dabei methodisch an global- und kolonialhistorische Studien anderer Weltregionen anknüpft. Das Projekt zeigt somit auf, wie der Bau von Speicherseen in vormals unerschlossenen, geografisch sowie politisch peripheren Einzugsgebieten gesellschaftspolitisch ausgehandelt wurde. Der Fokus liegt auf Verdrängungs- und Umsiedlungspraktiken, die je nach Land oder Region sowohl föderalistische als auch zentralstaatliche Tendenzen aufweisen. Die Machtstrukturen der in diesen Rechtssystemen vollzogenen Entscheidungsfindungsprozessen, die zum Ausbau der Hydroenergie sowie der Aufgabe von Siedlungs- und Agrarland führten, werden somit auf und zwischen verschiedenen Verwaltungsebenen sichtbar. Das Projektziel besteht darin, sich über die politische sowie wirtschaftliche Teilhabe und Ausgrenzung peripherer Gesellschaften an Speicherwerkanlagen ein historisches Bild zu verschaffen und die damit in Kauf genommenen ökologischen und soziokulturellen Kosten zu bilanzieren. Das Projekt leistet einen Beitrag an die Sozial-, Umwelt- sowie transnationale Geschichte und verbindet deren Ansätze miteinander. Dabei wird den Handlungsspielräumen alpiner Dorf- und Talschaften gegenüber zentralstaatlichen und föderalistischen Umsiedlungs- und Verdrängungspraktiken nachgegangen, wofür die lebensräumlichen Veränderungen in den nach 1918 hydroindustriell erschlossenen Einzugsgebieten und die dafür ausschlaggebenden transnationalen Netzwerke und Austauschprozesse mit einbezogen werden. Schliesslich liefert das Projekt historische Erkenntnisse für umweltpolitische Gegenwartsdebatten um eine nicht nur ökologisch nachhaltige und sichere, sondern ebenso sozialverträgliche Energiezukunft.

StatusActive
Effective start/end date9/1/0212/31/26

Funding

  • National Science Foundation: $81,245.00

Fingerprint

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